Japans langjähriger Premierminister verkündet den Rücktritt – das Wichtigste in Kürze

Shinzo Abe, der am längsten amtierende Ministerpräsident von Japan, gab am 28. August 2020 aufgrund seines Gesundheitszustand seinen Rücktritt bekannt. Yoshihide Suga, Sohn eines Erdbeer-Bauern und jahrelanger Vertrauter von Abe, nimmt seinen Platz ein. Suga möchte Abes Wirtschaftspolitik «Abenomis» fortführen. Er ist bekannt für seine eiserne Disziplin, die im Kontrast zu seiner Vorliebe für Pfannkuchen steht. 

Am 24. August 2020 besucht Abe bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ein Krankenhaus in Tokio. Am 28. August gibt der 65 Jahre alte Liberaldemokrat seinen Rücktritt bekannt. Grund für den Rücktritt ist sein Gesundheitszustand. Abe will verhindern, dass das Verschlechtern seines chronischen Gesundheitszustandes der Regierung Probleme bereitet.

An welcher Krankheit leidet Shinzo Abe?

Abe leidet seit der Junior High School an Colitis Ulcerosa. Dies ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, welche Geschwüre im Dick- und Enddarm verursacht. Symptome sind Durchfall, Bauchkrämpfe, Gewichtsverlust und Müdigkeit. Die Krankheit ist unheilbar. Die Standartbehandlung ist ein Medikament namens 5-Aminosalicyclsäure (5-ASA), welches Abe seit 2009 einnimmt. 

Wer ist Japans neuer Premierminister?

Der 71-jährige Yoshihide Suga macht am 16. September 2020 den Sprung vom Kabinettssekretär zum Parteipräsident und so automatisch zum neuen Regierungschef. Er war Abes jahrelanger Vertrauter als Kabinettsekretär und Regierungssprecher. Diese Rolle wird im innerparteilichen Machtkampf zum ausschlaggebenden Faktor und verschafft ihm den Wahlsieg. Suga galt bis dahin als politischer Aussenseiter, doch im Vergleich zu anderen Kandidaten symbolisiere Suga in der aktuellen Krise Hoffnung auf Kontinuität. Deshalb sei er besser geeignet in Zeiten der Pandemie, wie Finanzminister Taro Aso erklärt. 

Wie plant Suga vorzugehen? 

Suga möchte mit Abes Wirtschaftspolitik fortfahren: Er nennt es «Abenomics mit Verbesserungen». Analysten denken, dass Suga im Gegensatz zu Abe keine grossen Ziele wie Verfassungsrevisionen anstrebe. Vielmehr verfolge er möglicherweise einen populistischeren Ansatz und kümmere sich um die alltäglichen Sorgen der Menschen. «Suga will kleine Erfolge erzielen», meint der politische Analyst Atsuo Ito in einer TBS-Fernseh-Talkshow. «Er würde sich Dingen annehmen, von denen viele Menschen denken, dass sie nicht richtig sind und geändert werden müssen.»

200 Sit-ups und Pfannkuchen

Suga, Sohn eines armen Erdbeer-Bauern, arbeitete zuerst in einer Kartonfabrik in Tokio und später auf dem Fischmarkt von Tsukiji. So bezahlte er sich seine Studiengebühren für die Abendschule. Dort studierte er Jura, um Politiker zu werden. Bekannt ist er für seine eiserne Willensstärke und seine Arbeitsethik. Den Tag beginnt und endet er mit jeweils 100 Sit-Ups. Zu Mittag isst er nur Soba-Nudeln. So kann er seine Mahlzeit innerhalb von fünf Minuten beenden. Suga ist aber auch ein grosser Liebhaber von Süssem wie Pfannkuchen und Daifuki Mochi, ein japanisches Reisdessert.

«Er klingt sehr bescheiden und scheint eine sehr reale Person zu sein»

sagte Bill Granger, australischer Gastronom in Sugas Lieblings-Pfannkuchen-Laden. 

Der politische Journalist Yasuhiro Tase meint in einem Artikel für Nippom.com, er habe das Gefühl, dass Sugas Schlichtheit ihm in japanischen Haushalten grosse Popularität verschaffen könnte. Wir sind gespannt, ob das japanische Volk mit seinem neuen Premierminister zufrieden sein wird. 

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